Impressionen vom 28. Schäfertag in Michelstadt
Der Schäferverein Odenwaldkreis e.V. bedankt sich bei allen Gästen, Ehrengästen, der Stadt Michelstadt, der Odenwälder Genuss Werkstatt, dem KV Narhalla, den Ausstellern und bei allen Helferinnen und Helfern für ihr kommen und die Hilfe. Sie alle haben geholfen den Schäfertag in Michelstadt zu einem besonderen Erlebnis werden zu lassen.
Bericht vom Odenwälder Echo am 15. August 2023 von Hans-Dieter Schmidt:
MICHELSTADT. Gewitter und Starkregen am Samstag ließen Böses erahnen. Was der Sonntag dann bot, rief aber bei Bernd Keller (Rehbach) ein zufriedenes Lächeln hervor. Keller ist Vorsitzender des Schäfervereins Odenwaldkreis. Und die Rede ist vom 28. Schäfertag im Burggraben und im Kellereihof Michelstadt. Schon die Einleitung des Festes mit einer eindrucksvollen Präsentation einer 75 Tiere starken Herde der ebenfalls in Rehbach lebenden Schäferfamilie Ortiz Fernandez war ein Besuchermagnet. Nach den Wetterunbilden wurde die Herde zu Fuß aus Steinbach über die Bahnlinie und den Potsdamer Platz, vorbei am Historischen Rathaus in die Braunstraße und zum Festort geführt, unter großer Begeisterung zahlreicher Zuschauer, die großteils der Herde folgten.
Zum offiziellen Teil konnte Keller schließlich am Folgetag eine Vielzahl von Ehrengästen begrüßen, darunter zahlreiche politische Repräsentanten und Vertreter anderer Vereine. Den Ersten Kreisbeigeordneten Oliver Grobeis in Vertretung von Landrat Frank Matiaske und den Ersten Stadtrat Roger Tietz als Vertreter von Bürgermeister Dr. Tobias Robischon, sowie Kreislandwirt Hans Trumpfheller.
So wichtig für Keller die Begrüßung der Ehrengäste war, so bewusst begrenzte er die Anzahl der Grußworte. Und so deutlich wurde der Vorsitzende in seiner Ansprache, als er Bundesrepublik und EU in vielen Bereichen Gerangel um Zuständigkeiten und Verzicht auf Einbindung sachkundiger Personen und Interessenvertretungen vorwarf – und damit Versagen. Solches befürchtet der Schäfervorsitzende auch bei den Themen Landwirtschaft, Ernährung und Wolf. Gerade in Sachen des Beutegreifers ging Keller auf die krassen Unterschiede zwischen nach seiner Ansicht von Lobbyisten gelenkten politischen Forderungen und Maßnahmen und der Alltagsrealität in Schafzucht und Haltung ein. Im ECHO-Gespräch wurde der Fachmann noch eine Spur deutlicher, verwies beispielsweise darauf, dass zugesagte finanzielle Unterstützung bei Wolfsrissen unter dem Strich nur zu etwa 60 Prozent bei den Schäfern ankomme.
Dennoch: Keller verstand es zwar, seinen Ärger über Missstände in Worte zu fassen und den anwesenden Politikern mitzugeben, sein Fest aber ließ er sich dadurch nicht verderben. Immerhin, so das Ziel der Schäfer, wolle man mit dem jährlichen Schäfertag, dessen regelmäßige Ausrichtung von Corona unterbrochen war, Haltung und Zucht der Wolle spendenden Tiere den Besuchern näherbringen und sie entsprechend sensibilisieren.
Das gelang in vollem Umfang, wie auch der Besucherandrang bezeugte. Im bewirtschafteten Kellereihof war kaum noch ein Sitzplatz zu finden. Und um die Herde im Burggraben war die Besucherzahl ebenso groß. Kinder und Erwachsene durften Schäfern bei der Arbeit zusehen. Es war ein Pferch aufgebaut, in dem sich Schurplätze befanden. Gleichzeitig konnten mehrere Tiere von ihrer Wolle befreit werden.
Als hilfreich bewährte sich ein Weidezelt, das dem Verein samt Erweiterungselementen soeben übergeben worden war. Volksbankmitarbeiter Thorben Müller hatte es dem Verein überlassen als Spende der bankeigenen Stiftung „Unsere Region, unsere Zukunft“. Der stabile Rahmen aus Metall verfügt über ein Foliendach, sodass die darin untergebrachten Schafe ausreichend Frischluft und Wetterschutz haben. Ohnehin bleiben die Tiere nur kurzzeitig in dem Zelt, etwa bei einer Schur. Die Spende der Stiftung hat einen Wert von 2070 Euro. Eingeleitet wurde das Schäferfest am Vormittag mit einem ökumenischen Gottesdienst, der mit etwa 150 Gästen ebenfalls gut besucht war. Der kulinarische Bereich bot Leckeres vom Schaf zum sofortigen Verzehr, aber auch zum Mitnehmen. Das Team der „Odenwälder Genusswerkstatt“ aus Langen-Brombach bot die Speisen an, darunter auch eine Knackwurst, die man eigens für den Schäfertag kreiert hatte. Getränke gab es beim KV Narrhalla. Den Rahmen bildeten Marktstände mit einem vielfältigen Angebot vom frischen Honig über Wollpullover bis hin zu einem umfassenden Sortiment an Utensilien, die der Schäfer braucht. Angeboten wurden sogar Wollpellets.
Die aber sind nicht zum Heizen da, wie man vermuten könnte. Vielmehr sei das ein wertvoller biologischer Langzeitdünger für Pflanzen, so Keller. Weshalb gibt es die? Weil die Schafwolle dem Schäfer, bis auf eine besondere Sorte, keinen Ertrag mehr bringt. Das Fest selbst, so der Vorsitzende, sei neu strukturiert worden und soll künftig an wechselnden Orten des Kreises stattfinden – etwa am 8. September 2024 auf dem Areal der Haselburg bei Hummetroth.